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Heute, mehr als dreißig Jahre nach der Wende, ist der Boom in der Stadt wieder spürbar. Die „Alte Baumwolle“ hat sich zum quirligen Lebens- und Einkaufszentrum entwickelt und versprüht mit ihrer backsteinroten Industriearchitektur hippes Großstadt-Flair. Doch was ist aus der einst so blühenden Industrie geworden? Fragt man die Flöhaer, erntet man meist Schulterzucken. Und doch produziert hier, in einer versteckten Seitenstraße, einer der größten industriellen Arbeitgeber der Region: die OTEX Textilveredlung GmbH. Hervorgegangen aus der ehemaligen Tüllfabrik, später VEB Texturseide, beschäftigt das Textilunternehmen heute wieder über 80 Mitarbeiter. Auf riesigen Maschinen, die in historischen Sheddachhallen stehen, entstehen Spezialgarne für die Medizin, für technische Textilien und Fashion. Dazu wird ein Multifilamentgarn aus Polyamid oder Polyester, dünn und dehnbar wie eine Angelsehne, durch Hitze eingekräuselt und mechanisch aufgebauscht, dann verzwirnt, gefärbt und auf dicke Spulen gewickelt. Einzigartige Eigenschaften Das Besondere an diesem Garn: der Griff, die Haptik, die Trageeigenschaften. „Da kommt nichts anderes ran“, ist Geschäftsführer Nico Teutsch überzeugt. Und er muss es wissen: Denn als Chefeinkäufer der Muttergesellschaft Bauerfeind – dem Marktführer von medizinischen Hilfsmitteln wie Bandagen, Orthesen oder Kompressionsstrümpfen – verantwortet er seit Jahren die Garnbeschaffung. Als die Nachfolge der OTEX vor fünf Jahren im Ungewissen lag, war klar: Diesen Lieferanten muss Bauerfeind erhalten. Denn Garn in dieser Qualität bekommt kein anderer so hin. Und so beschloss das thüringische Familienunternehmen Bauerfeind, OTEX zu übernehmen. Ein Spagat – denn OTEX beliefert bis heute nicht nur die Muttergesellschaft, sondern auch viele weitere Hersteller von Medizinprodukten, modischen und technischen Textilien. Drei Viertel der Produktion gehen an externe Kunden, die meisten davon aus Europa. Dass dieser Spagat gelingt, dafür sorgt Nico Teutsch mit Fingerspitzengefühl und Verantwortung: „Die Kunden vertrauen uns. Sie wissen, dass ihre besonderen Anforderungen bei OTEX in besten Händen sind.“ Das Geheimnis der besonderen Güte Was ist für ihn das Geheimnis der OTEX? „Die Art des Texturierens. Die Technik. Das Zusammenspiel aus Material und Technologie. Weil wir hier alle Schritte von Anfang an in eigenen Händen haben, können wir den Artikel in seinen wesentlichen Eigenschaften gestalten. Wir bestimmen den Grundcharakter des Garns: Wie fasst es sich an? Wie viel Feuchtigkeit kann es aufnehmen? Wie belastbar ist es? Und das alles in einer sehr hohen Güte.“ Damit die Qualität immer gleichbleibend hoch ist, wird jede einzelne Spule angestrickt. Ein paar Zentimeter von der einen Spule, dann von der nächsten. Am Ende muss das Warenbild absolut gleichmäßig sein – in Qualität und Farbe. Bunte Farben für mehr Freude beim Tragen Besonders bei den Farben fällt die große Vielfalt auf. Auf den Maschinen stecken Spulen in Nachtblau und Leuchtpink, Neongrün und Sonnengelb. Nico Teutsch bestätigt diesen Eindruck: „Früher waren Bandagen meistens beige, damit sie auf der Haut nicht auffallen. Heute werden sie gern getragen. Man muss sie nicht mehr verstecken, die Menschen gehen bewusst damit um. Diese Akzeptanz unterstützt auch den Heilungsprozess.“ Im Farblabor werden bei OTEX spezielle Rezepte nach den Farbvorlagen des Kunden erstellt, getestet, unter einem Tageslichtkasten geprüft und dann im Produktionsmaßstab angemischt. Die Kunden schätzen diese bunte Vielfalt: „Die große Bandbreite unserer Garnvarianten und -farben ist unsere Stärke“, sagt der Geschäftsführer. „Wir können auch kleine Mengen schnell und flexibel produzieren.“ Ein entscheidender Wettbewerbsvorteil im Vergleich zu den asiatischen Herstellern, die den Weltmarkt mit Standardartikeln in großen Mengen beliefern. „Wir sind für unsere Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten ein fairer, berechenbarer Partner“, unterstreicht der 40-Jährige. „Das gilt auch für die Menschen hier in Flöha, von denen viele bei uns arbeiten.“ Die gute Zusammenarbeit mit den Flöhaern und ihrer engagierten Stadtverwaltung ist einer der Gründe, warum der alte Standort in der historischen, über 50.000 Quadratmeter großen Fabrikanlage beibehalten wurde. „Das Zusammenspiel aus den Leuten hier, ihrem Know-how und den Maschinen und Anlagen macht es aus. Auch die jahrhundertalten Leitungsrechte, das Wasser aus der Zschopau und die Färberei-Infrastruktur – selbstverständlich alles nach modernsten Umweltauflagen – sind nach wie vor ein großer Standortvorteil.“ Den Wertewandel bewusst vorantreiben und vorleben „Hier trifft vieles Gute zusammen“, weiß der Geschäftsführer: „Erfahrene und motivierte Mitarbeiter. Ein starker Investor. Ein traditionsreicher Standort. Eine pulsierende Stadt. Strategische Führung. Und Leidenschaft für das, was wir tun.“ Um diese Leidenschaft in der Belegschaft, zu der seit Jahren auch zwölf Fachkräfte aus Rumänien gehören, zu entfachen und immer wieder neu zu befeuern, setzt der 40-Jährige auf intensiven Austausch und ein ausgeprägtes Miteinander: „Feedback ist ultrawichtig. Entscheidend ist, miteinander zu reden. Jeden Morgen treffen wir uns zur Tagesbesprechung, nutzen die Schichtübergaben zum Informationsaustausch, sammeln regelmäßig Ideen beim Verbesserungsfrühstück. Ich möchte eine Werteentwicklung im Unternehmen bewirken. Die Mitarbeiter sollen wissen, dass wir sie schätzen und wie wichtig sie für uns sind. Dazu entwickeln wir das Entgeltniveau weiter, zahlen Weihnachtsgeld und Sonderprämien, veranstalten ein Sommerfest. Wir geben unseren Mitarbeitern die Möglichkeit, die Meisterschule zu machen oder in die nächste Führungsebene aufzusteigen.“ Zukunftsorientiertes Arbeiten „Die Arbeit an den Maschinen und mit dem feinen Garnen erfordert Feingefühl und ist nicht immer einfach“, weiß der Geschäftsführer. „Wir müssen uns fragen: Wer wird hier in zehn, zwanzig Jahren die großen Anlagen bedienen? Wir haben bereits intensiv daran gearbeitet, die technischen, räumlichen und organisatorischen Bedingungen weiter zu verbessern, so dass die Arbeit leichter und angenehmer wird.“ Mehr Licht in den Hallen, moderner gestaltete Räume, kürzere Wege, eine ausgeklügelte Materiallogistik, erneuerte technische Infrastruktur, ansprechende Pausenräume – all das hat Nico Teutsch in den letzten vier Jahren in Flöha umgesetzt. „Mein Ziel ist es, Strukturen und Teams so aufzustellen, dass Prozesse professionalisiert werden. Wir haben hier die Chance zu gestalten und vieles zu bewegen. Mit dem starken Rückhalt unserer Mutterfirma legen wir uns gemeinsam mit Betriebsleiterin Dagmar Mechelke-Rathnayake und allen Mitarbeitern mächtig ins Zeug, um OTEX richtig nach vorn zu bringen.“ Vorbeischauen, reinschnuppern und ausprobieren Dieses Jahr will OTEX in Flöha wieder ausbilden – in den Berufen Produktveredler Textil, Maschinen- und Anlagenführer Textiltechnik oder Produktionsmechaniker. „Auf den mittelsächsischen Ausbildungsmessen ‚Schule macht Betrieb‘ haben wir wertvolle Kontakte zu jungen Leuten geknüpft. Jeder, der sich ein Bild machen möchte, kann bei uns gern mal vorbeischauen, reinschnuppern und sich ausprobieren“, lädt Nico Teutsch alle Interessierten ein. In der Flöhaer Oberschule, die vis-à-vis an das Firmengelände angrenzt, führt OTEX Bewerbungstrainings durch. „Wir wollen den Schülern die Hemmschwelle nehmen – bei uns ist das ganz unkompliziert. Denn wir wollen gerade jungen Leuten eine gute Zukunftsperspektive bieten.“
Branche | Textilindustrie |
Leistungen / Produkte: | Herstellung und Veredlung von Spezialgarnen für Medizin, technische Textilien und Fashion |
Besonderes: | Die OTEX Textilveredlung GmbH ist Teil der Bauerfeind AG, für deren Bandagen Basketball-Legende Dirk Nowitzki als Markenbotschafter wirbt. |
Anzahl Mitarbeiter: | 80 |
Gründungsdatum: | 1907 |