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Eingebettet in das sächsische Hügelland, am Rande der Lommatzscher Pflege, liegt Gadewitz. Ein kleiner Ort, in dem sich 1996 ein Agraringenieur und eine Krankenschwester aus Hessen in einen alten Vierseithof verliebten und kurzer Hand kauften. Dieter und Maja Horlacher wollten nicht nur die Gebäude bewahren und erhalten, sondern dem ganzen Anwesen neues Leben einhauchen. So entstand die Idee zum Gut Gadewitz.

Neues Leben in historischem Ambiente

Die Architektur des Gutes erzählt die Geschichte eines typischen mittelgroßen Bauernhofs in dieser Region. Ein Wohnhaus mit Kuhstall, zwei Nebengebäude und eine Scheune. Im 19. Jahrhundert lebten und arbeiteten alle unter einem Dach im Hauptgebäude. Die große Küche führte direkt in den Kuhstall mit Gewölbedecken, darüber lagen die Zimmer für die Angestellten. Ein Nebengebäude beherbergte eine separate Wohnung, der Rest diente als Wirtschaftsräume. In der Scheune auf der Nordseite lagerte die gesamte Getreideernte. Trotz schwieriger Zeiten und der Einbringung des Hofes in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) nach 1950, blieb der Hof erhalten. Mittels Finanzierung durch die Hausbank, mit finanzieller Unterstützung des Landes Sachsen und viel Eigenleistung gelang es der Familie Horlacher, das Wohnhaus bereits 1997 auszubauen und so den Grundstein für ihr Leben und Arbeiten auf dem Hof zu legen.

2005 entschieden sich die Horlachers, dem Hof eine neue Bestimmung zu geben. Sie verwirklichten die Idee einer eigenen Ölmühle mit Hofladen. In der Scheune schufen sie Platz für die Mühle, Fässer und Ölflaschen, darüber entstand das Lager für die Ölsaaten und die Reinigung. Der ehemalige Pferde- und Schweinestall wurden zu einem Raum zusammengefasst und zum Hofladen ausgebaut. Die Kummethalle dient heute als überdachter Eingangsbereich für den Laden. Im Oktober 2006 öffnete das Unternehmen "Gut Gadewitz" dann seine Türen.

Hochwertige Öle und regionale Produkte

"Landwirtschaft ist das Metier meines Mannes, doch die Ölherstellung war Neuland für uns", beginnt Maja Horlacher ihre Geschichte. "Wir haben uns entschieden, nur die Saaten zu pressen, die in Sachsen wachsen." Auf gepachtetem Land säen sie Sonnenblumen, Raps und Hanf. Aber auch Lein, Mohn und Leindotter aus der Region finden ihren Weg in die Ölpresse. "Wir pressen kalt und mit wenig Druck, um die Saaten zu schonen und die wertvollen Inhaltstoffe zu erhalten", erklärt sie. Die Produktion ist klein, aber fein. Der Verkauf erfolgt direkt im Hofladen. "So garantieren wir immer frische, wertvolle und ursprüngliche Pflanzenöle mit unverfälschtem Eigengeschmack." Leinöl und Rapsöl sind die Stars im Sortiment, wie die zweifache Mutter betont. Wobei das Leindotteröl ihr eigener Favorit ist.

2022 dann ein weiterer Meilenstein: Sie investierten in eine neue Ölmühle. Jetzt können Besucher und Besucherinnen bei individuellen Mühlenführungen die verschiedenen Ölsorten probieren und den Herstellungsprozess hautnah erleben.

Im Hofladen gibt es weit mehr als nur das eigene Öl. "Wir führen Produkte von kleinen regionalen Bio-Herstellern, aber auch von konventionellen sächsischen Betrieben", sagt Maja Horlacher. Qualität steht an erster Stelle, ebenso wie faire Arbeitsbedingungen und artgerechte Tierhaltung. "Das sind die Werte, die uns wichtig sind", betont sie. So finden Konsumenten im Hofladen nicht nur natürliche handwerklich hergestellte Lebensmittel mit nachvollziehbarer Herkunft wie Obst, Gemüse, Fleisch- und Wurstwaren, Käse, Marmeladen, Honig und Backwaren, sondern auch Kunsthandwerk, Gebrauchsgegenstände und Geschenkartikel.

Wohlfühlort für den „Mini-Urlaub“

Der Gadewitzer Hofladen lädt zum Stöbern und Entdecken ein und dient gleichzeitig als Ausflugsziel für Familien und Radtouristen. Mit seinem Außencafé, der gemütlichen Spielecke und den offenen Ställen, in denen bis zu 40 Kamerunschafe und mehrere Hasen leben, bietet er eine willkommene Auszeit vom hektischen Alltag. Ein Besuch auf dem Hof wird so zu einem ganz besonderen Einkaufserlebnis. Die Nähe zur Autobahn A14 beschert dem Hof dabei einen wachsenden Kundestamm aus umliegenden Städten, die ehrliche Beratung und faire, regionale Produkte schätzen.

Vor zwei Jahren zog auch Tochter Sarah mit ihrer Familie auf den Vierseithof und unterstützt ihre Eltern bei der Arbeit auf dem Gut. Hier soll die studierte Sozialwissenschaftlerin perspektivisch die Ölmühle vom Gadewitzer Ölkönig, wie sie ihren Vater Dieter Horlacher gern liebevoll nennt, übernehmen. Ideen für die künftige Weiterentwicklung des Gutes hat sie bereits einige. So ist beispielsweise das neue Angebot für Kochveranstaltungen schon während der eigenen Hochzeit in der Scheune entstanden und gemeinsam mit Schwester Lena getestet worden: die Scheunenküche.

Noch vor der Pandemie beantragte die Familie Fördermittel für den Umbau, musste aber aufgrund der vielen Engpässe bei Lieferungen und Handwerkern vieles in Eigenregie lösen. Im Herbst 2023 konnten dann die ersten Kochabende im urigen Ambiente angeboten werden. Zusammen mit Ernährungsberaterin Silke Schumann und Maja Horlacher können sich Kochbegeisterte einmal im Monat zu verschiedensten Themen ausprobieren. Aber auch für Privat- und Firmenfeiern stehen die Kochevents oder aber nur der Raum mit seiner Scheunenküche inklusive Technik auf Anfrage zur Verfügung. Eine inhaltliche Erweiterung der Scheunenküche ist künftig denkbar.

„Als kleinste Ölmühle Sachsens haben wir uns erfolgreich mit fairen, regionalen Produkten in der Nische platzieren können. Herausforderungen wie die aktuelle Sperrung der Brücke zwischen Gadewitz und Redemitz begegnen wir als Familie mit viel Kreativität und Mut“, sagt Maja Horlacher mit Blick in die Zukunft.

Branche:Handel / Landwirtschaft
Leistungen / Produkte:Anbau, Produktion und Verkauf kaltgepresster Speiseöle; Verkauf regionaler Lebensmittel aus heimischen Anbau, ein Großteil davon biologisch, sowie Erzeugnisse von Kunsthandwerkern; kleiner Café-Betrieb und Kochveranstaltungen; Nutztierhaltung
Anzahl Mitarbeiter:5
Gründungsdatum:2006
Besonderheit:kleinste Ölmühle Sachsens auf einem Vier-Generationenhof

Als kleinste Ölmühle Sachsens haben sich die Horlachers mit Gut Gadewitz erfolgreich mit fairen, regionalen Produkten positioniert. Herausforderungen wie die Sperrung der Brücke zwischen Gadewitz und Redemitz meistern sie mit Kreativität und Mut. Das Gut ist nicht nur ein Ort der Tradition, sondern auch ein lebendiger Beweis für die Verbindung von Handwerk, Regionalität und Gastfreundschaft. (Foto: Lena Fotografie)

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