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Je nach Kundenwünschen und Einsatzzweck verwandeln die Arbeiter und Arbeiterinnen normale Nutzfahrzeuge vom Band, in Spezialfahrzeuge. Die Palette reicht von „Standardlösungen“ wie dem Häckselaufsatz auf dem Kipper bis hin zu speziellen Aufbauten: „Manchmal hat man einen ganz spezifischen Einsatzzweck, da muss noch ein Kran mit montiert werden oder eine spezielle Werkzeugkiste, in der spezielles Werkzeug gelagert und transportiert werden muss. Das kann man alles bei uns anfragen und wir bauen das dann kundenspezifisch auf.“, erklärt Prokuristin Kristina Bretschneider, welche seit 2011 im Unternehmen tätig ist. Neben einer Produktpalette, die an eine Serie erinnern könnte, steht Kunath Fahrzeugbau eben für die Individuallösungen für den Kunden. Dabei spielt die Marke des Fahrzeugs keine Rolle, die Aufbauten können an unterschiedliche Breiten und Längen angepasst werden. Im Kundengespräch werden im vornherein die Wünsche und Bedarfe abgefragt und mit den technischen Umsetzungsmöglichkeiten abgeglichen. Sofern es keine Lieferschwierigkeiten gibt, kann der Kunde das auf seine Wünsche abgestimmte Fahrzeug nach sechs bis acht Wochen abholen, wenn es sich um einen Pick-up bzw. Transporter handelt. Für LKW-Umbauten muss der Kunde etwas mehr Zeit einplanen. Der Endkunde an sich ist in 95 % ein Unternehmen. „Es gibt zwar schon ein paar Privatpersonen, die einen Spezialumbau für die Jagd zum Beispiel brauchen oder wenn jemand ein riesiges Grundstück besitzt, dann kann es sein, dass er einen eigenen Kipper braucht. Das sind so die Ausnahmefälle, die gibt es auch, aber vorrangig sind unsere Kunden gewerblich.“, so Bretschneider.

Allein auf weiter Flur

Mit den speziellen Umbauten der Nutzfahrzeuge sind Kunath Fahrzeugbau allein im Landkreis Mittelsachsen – teilweise finden sich sogar Deutschlandweit keine weiteren Anbieter, die genau das liefern, was der Kunde wünscht: „Wir haben so ein paar Projekte im LKW-Bereich für den Katastrophenschutz zum Beispiel, da haben wir ganz neu ausgeliefert, solche Fahrzeuge hat noch niemand so aufgebaut wie wir in ganz Deutschland.“ Neben den LKWs, welche am Standort Döbeln um- und aufgebaut werden, beschäftigt sich der Firmensitz Roßwein mit den Pick-ups und Transportern. Für diesen Bereich finden sich zwar auch andere Anbieter im Landkreis, diese konzentrieren sich jedoch eher auf Serienproduktionen, während man bei Kunath Fahrzeugbau auch nur ein oder zwei Fahrzeuge in Auftrag geben kann.

Wie alles begann

Geschäftsführer und Diplom-Ingenieur Gerd Kunath war die Selbstständigkeit durch seine Unternehmereltern seit Kind an vertraut „und er hat gern seine eigenen Projekte, seine eigene Firma, die er vorantreiben möchte und wirklich nach seinen Vorstellungen gestalten möchte.“. Nachdem er einige Zeit im LKW-Bereich tätig war, erkannte er, dass die Spezialumbauten eine Nische war, die Bedarf hat und dahingehend auch weiter an Bedarf zunehmen wird. Die meisten Firmen, die sich bis dato mit Um- und Aufbauten beschäftigten, waren eher auf Serienproduktionen aus, der Kunde brauchte aber manchmal nur ein Fahrzeug von dieser Art. Da die Serienproduktion bei LKWs aber durchaus günstiger war als eine Spezialanfertigung und die Kunden zu dem Zeitpunkt oftmals nicht gewillt waren, dieses Geld auszugeben, ist Kunath Fahrzeugbau nach seiner Gründung 2000 zunächst in den kleineren Markt gerutscht, in den Pick-up und Transporter-Bereich. Bei den Fahrzeugen hat niemand über den Preis geredet. „Da war der Kunde dann auch bereit, das Geld auszugeben, weil das Fahrzeug ja schon ein bisschen billiger war und dann war das Komplettpaket immer noch okay, auch wenn die Spezialanforderung etwas teurer war aber der Kunde wusste halt auch, was er bekommt. Mittlerweile hat sich das im LKW-Bereich aber auch gewandelt, dass wenn der Kunde wirklich etwas ganz Spezielles haben möchte, dann auch das Geld dafür ausgibt. Das hat sich wirklich gedreht, weil teilweise das, was wir machen nicht zu finden ist.“, so Bretschneider. Der Anfang war also im LKW-Bereich und hat sich neben den Pick-ups und Transportern auch wieder dahin gefunden.

Die Zweiteilung der Produktionsstätten resultiert aus dem stetigen Wachstum des Unternehmens. Gerd Kunath als gebürtiger Roßweiner fand im Gewerbegebiet Döbeln einen Platz für seine erste Produktionshalle. Für den Pick-up und Transporter-Bereich war dann aber kein Platz mehr, weshalb noch ein Standort in Roßwein eröffnet wurde. Da diese zwei Bereiche aber auch vom Handling und von den zeitlichen Ansprüchen voneinander abweichen, sind diese zwei Standorte ideal. Auch die Anbindung bewertet Kristina Bretschneider als sehr günstig. Die Nähe zur Autobahn ist für die Kunden, die mittlerweile aus ganz Deutschland kommen, sehr einfach. Auch die gute Zuganbindung wird gern genutzt, wenn ein Kunde sein Fahrzeug abholt. Die Distanz zwischen den zwei Standorten ist verschwindend gering und in Roßwein sind perspektivisch auch noch freie Flächen für eine mögliche weitere Vergrößerung.

Wo es zurzeit klemmt

Neben den aktuellen Schwierigkeiten an Materiallieferungen und den steigenden Preisen für die Rohstoffe steht Kunath Fahrzeugbau vor einer weiteren Herausforderung: unzuverlässige Fahrzeugzulieferer. Vor einigen Jahren konnte das exakte Datum genannt werden, wann ein bestimmtes Fahrzeug bei Kunath Fahrzeugbau zum Umbau auf dem Hof stehen wird. Da konnte sich die Produktion darauf vorbereiten und dann ging es zügig ans Werk. „Im Moment ist das so, dass die gar keine Lieferzeiten genannt bekommen, also auch der Kunde weiß nicht genau, wann sein Fahrzeug kommt. Da sagt man im ersten Quartal, im zweiten Quartal… also wir reden hier wirklich über riesige Zeiträume.“ Das bringt nicht nur die Produktion durcheinander und kostet unnötig Zeit, sondern verursacht auch enorme Lagerkosten, wenn Teile für ein angekündigtes Fahrzeug zur Seite gelegt werden müssen, weil plötzlich ein für nächstes Jahr angekündigtes Fahr-zeug auf dem Hof steht. Aber Kunath Fahrzeugbau macht das Beste draus.

Unter diesem Motto stellen sie sich auch der allgegenwärtigen Knappheit an Fachpersonal. Neben Fahrzeugbauern, Mechatronikern und Elektrikern, sind Verkäufer, klassische kaufmännische Berufe und Diplom-Konstrukteure bei Kunath Fahrzeugbau beschäftigt. 32 Mitarbeiter zählt das Unternehmen zurzeit. Statt über den Fachkräftemangel zu klagen, bietet Kunath Fahrzeugbau selbst Weiterbildungen an: „Im Kran- und LKW-Bereich brauchen wir wirklich jemanden, der richtig was von Elektrik versteht. Im Pick-up Bereich, da braucht man Grundkenntnisse und da haben wir auch schon Leute, die affin sind und sich für den Bereich interessieren, so weitergebildet, dass sie unsere Produktion und die Grundlagen kennen.“ Zurzeit sind sie noch gut aufgestellt, auch wenn es freie Stellen gibt, die schon relativ lange unbesetzt sind. Sollte es irgendwann im LKW-Bereich eng werden, muss auch dort neu überlegt und gegeben falls intern weitergebildet werden. „Ich finde, man kann auch selbst als Unternehmen sehr viel dafür tun, dass der Fachkräftemangel nicht so über einen schwebt. Da muss man selbst Initiative zeigen.“ so Bretschneider.

Mehr Unterstützung würde sich Kunath Fahrzeugbau im Bereich der Digitalisierung wünschen. Vor allem bei den Behörden fehlt teilweise der letzte Schritt, der es leichter machen würde, Förderanträge zu stellen oder Formulare zu bearbeiten. „Alles ist digital und dann muss man es doch ausdrucken, weil die Unterschrift drauf muss, das ist umständlich.“ Auch im Dschungel der Förderanträge wäre etwas mehr Übersichtlichkeit gefragt.

Kunath Fahrzeugbau steht in diesem Jahr noch ein Wechsel in der Geschäftsführung an: Kristina Bretschneider und ihr Mann werden zukünftig Kunath Fahrzeugbau leiten und mit Sicherheit genauso erfolgreich in die Zukunft führen, wie Herr Kunath dieses wirklich besondere Unternehmen im Landkreis Mittelsachsen gegründet und etabliert hat. Viel Erfolg!

Branche

Nutzfahrzeugbau

Leistungen / Produkte:

Auf- und Umbauten für Nutzfahrzeuge vor allem im LKW und Transporter / Pick-up-Bereich

Anzahl Mitarbeiter:

32

Gründungsdatum:

2000

Besonderheit:

- Spezialauf- und Umbauten auch in kleinster Stückzahl

- individuelle Branchenlösungen

Blick in die Werkstatthalle
Kunath Fahrzeugbau GmbH

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